_ St. Lorenz

Mahnmal Friedenskreuz St. Lorenz

In den Wäldern oberhalb der Ortschaft St. Lorenz in der Wachau steht an einem beliebten Aussichtsplatz, an dem seit einigen Jahren der touristische „Welterbesteig“ vorbeiführt, das Mahnmal Friedenskreuz St. Lorenz.
In den Wäldern oberhalb der Ortschaft St. Lorenz in der Wachau steht an einem beliebten Aussichtsplatz, an dem seit einigen Jahren der touristische „Welterbesteig“ vorbeiführt, das Mahnmal Friedenskreuz St. Lorenz. Die konzeptuelle Arbeit des Künstlers Martin Krenn verbirgt dort seit 2016 auf subtile Weise das sogenannte Friedenskreuz St. Lorenz, das in den 1960er Jahren auf Initiative von ehemaligen Mitgliedern der „Kampfgruppe Jokisch“ vom Ortsverband Weißenkirchen des Österreichischen Kameradschaftbundes (ÖKB) errichtet wurde. Das Denkmal, in der Nachkriegszeit mit Zustimmung und Unterstützung der Gemeinde Rossatz-Ansdorf aufgebaut, reiht sich in eine lange Tradition österreichischen Erinnerns ein. Nach einer ersten kurzen Phase des antifaschistischen Gedenkens, das vor allem durch die KZ-Opferverbände vorangetrieben wurde, war die nationale und regionale Erinnerungskultur ab den 1950er Jahren vom Mythos Österreichs als erstem Opfer des Hitler-regimes geprägt und ist in die vorherrschende Geschichtskultur des „Heldengedenkens“ übergegangen. Diese Kultur zeigt sich auch heute noch in der Häufigkeit und Gleichförmigkeit der Kriegerdenkmäler in fast jeder Ortschaft im ländlichen Raum. Die historischen Taten jener Helden blieben auf nationaler Ebene bis in die späten 1980er Jahre weitgehend unhinterfragt. Erst mit der Waldheimdebatte und dem Gedenkjahr 1988 sowie der Arbeit einer neuen Generation zeithistorischer ForscherInnen zu den Verbrechen des Nationalsozialismus änderte sich der öffentliche Diskurs. Das Beispiel des „Friedenskreuz St. Lorenz“, das der „Kampfgruppe Jockisch“ gewidmet ist, zeigt, dass die Aufarbeitung bis in die Gegenwart hineinreicht. Nachdem der Ort in jüngster Zeit zunehmend von Kameradschaftsverbänden vereinnahmt wurde und mit ideologisch aufgeladenen Attributen wie einem Wehrmachtshelm und einem Lorbeerkranz ergänzt wurde, entstand der Wunsch nach einer künstlerischen Auseinandersetzung mit dem Platz. Den dafür ausgeschriebenen Wettbewerb zur Neugestaltung gewann der Künstler Martin Krenn. Sein konzeptuelles "Mahnmal Friedenskreuz St. Lorenz" besteht aus zwei Teilen: einem einen halben Meter vor dem Kreuz vorgehängten Metallgewebe, auf dem eine politische Fotomontage John Heartfields aus dem Jahr 1933 abgebildet ist und fünf Collagen von SchülerInnen, die in Zusammenarbeit mit dem Künstler und mit dem Historiker Gregor Kremser erarbeitet und rund um das Kreuz installiert wurden. Die über die Jahre am Kreuz angesammelten Devotionalien blieben hinter dem Gewebe vorhanden und sind je nach Perspektive der Betrachtenden verborgen oder noch immer sichtbar. 
Parallel zur künstlerischen Gestaltung machten es sich die Historiker Gregor Kremser und Robert Streibel zur Aufgabe, zu jener Einheit der Deutschen Wehrmacht zu forschen, die mit dem Kreuz geehrt wurde. Ihre Recherchen ergaben, dass die „Kampfgruppe Jockisch“, benannt nach dem Kommandanten Bernhard Jockisch Teil der 187. Reservedivision war, die im heutigen Kroatien, Bosnien-Herzegowina und in Weißrussland eingesetzt wurde. Nachdem die Reservedivision zu Beginn des Krieges hauptsächlich Rekruten ausbildete, zeigen die Quellen ab 1943 ein anderes Bild. Im Zuge von Kampfhandlungen mit Partisanen auf dem heutigen Gebiet von Kroatien und Bosnien-Herzegowina wurden als sogenannte "Sühnemaßnahmen" ganze Ortschaften niedergebrannt, Geiseln genommen und Zivilisten ermordet.
Neben dem mehrteiligen Mahnmal gibt nun vor Ort eine Informationstafel interessierten SpaziergängerInnen Auskunft über Kunst und historische Hintergründe des Mahnmals. 
 
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