_ Melk

Die Melker Pionierkaserne als KZ-Standort

KZ-Gedenkstätte Melk, 2017
Am 21. April 1944 traf der erste Transport mit rund 500 KZ-Häftlingen aus Mauthausen in Melk ein. Die als Zwangsarbeiter für die Arbeiten im Stollenbau des Projektes Quarz der Steyr-Daimler-Puch AG in Roggendorf vorgesehenen Männer wurden in der zum KZ-Außenlager umfunktionierten „Birago-Pionierkaserne“ untergebracht.
Am 21. April 1944 traf der erste Transport mit rund 500 KZ-Häftlingen aus Mauthausen in Melk ein. Die als Zwangsarbeiter für die Arbeiten im Stollenbau des Projektes Quarz der Steyr-Daimler-Puch AG in Roggendorf vorgesehenen Männer wurden in der zum KZ-Außenlager umfunktionierten „Birago-Pionierkaserne“ untergebracht. Bis zur Lagerevakuierung im April 1945 wurden rund 14.390 KZ-Häftlinge nach Melk deportiert, im Jänner 1945 befanden sich mehr als 10.000 Personen vor Ort. Die schwere körperliche Arbeit, das hohe Arbeitstempo in der als kriegswichtig geltenden Stollenanlage, mangelnde Ernährung und Bekleidung, Arbeitsunfälle und Misshandlungen durch das Aufsichtspersonal – SS- und Luftwaffe-Angehörige, Funktionshäftlinge und Zivilisten – führten zum Tod von 4.874 Häftlingen. Mehr als 3.500 der Leichen wurden ab Herbst 1944 im eigens errichteten Krematorium verbrannt. Die Melker Häftlinge stammten aus mehr als 26 verschiedenen Ländern. Die größten Gruppen bildeten Polen, Ungarn, Franzosen und Sowjetbürger. Die Mehrzahl von ihnen war aus politischen oder rassischen Gründen ins KZ eingewiesen worden. Zwischen dem 11. und dem 15. April wurden die 7.401 noch im Lager lebenden Häftlinge in die Lager Mauthausen und Ebensee evakuiert. Zuvor wurden in Melk mindestens 30 schwerkranke Häftlinge ermordet, weitere 36 kamen während der Evakuierungstransporte um.

Zur Entstehung der Gedenkstätte Melk
Nach Kriegsende fand die Rote Armee das ehemalige Außenlager leerstehend vor und verwendete die Kaserne zunächst als Garnison, zwischen 1946 und 1948 diente das Gelände als Sammellager für rund 70.000 Personen der deutschen Minderheiten Süd- und Südosteuropas, die Großteils nach Deutschland weitertransportiert wurden. Ab 1956 wurde das Kasernengelände wieder als Bundesheer-Standort genutzt,  das ehemalige Krematorium drohte hingegen zu verfallen. Bereits 1948 war seitens verschiedener Häftlingsorganisationen Kritik am schlechten Zustand des Gebäudes geäußert worden. Die Amicale de Mauthausen brachte im Jahr 1949 im Zuge einer „Pilgerfahrt“ eine erste Gedenktafel am Krematorium-Schornstein an. Am 2. Juli 1950 wurde das Areal in die Obhut der Stadt Melk übergeben, wenig später führte der niederösterreichische KZ-Verband erste Instandhaltungs-Maßnahmen durch. Im Jahr 1962 wurde das Areal schließlich auf Antrag des damaligen Innenministers Afritsch vom Ministerrat zum öffentlichen Denkmal erklärt und als Gedenkstätte adaptiert. In den 1980er-Jahren widmete sich Historiker Bertrand Perz der wissenschaftlichen Aufarbeitung der Lagergeschichte und verwirklichte im Jahr 1992 gemeinsam mit Gottfried Fliedl in den Räumen der Gedenkstätte eine Dauerausstellung. Seit den 90er-Jahren steht in Melk die künstlerische Auseinandersetzung mit Aspekten der KZ-Geschichte bzw. der NS-Zeit im Zentrum. Seit  1994 findet im Rahmen des von Alexander Hauer und Michael Garschall gegründeten Vereins „MERKwürdig, eine Veranstaltungsreihe wider Gewalt und Vergessen“ eine regelmäßige Auseinandersetzung Melks mit seiner NS-Geschichte statt, die sich vorwiegend künstlerischer Mittel bedient. Im Herbst 2017 wurde mit dem Aufbau eines zeitgeschichtlichen Zentrums begonnen, das sich hauptsächlich um die Vermittlung und die weitere historische Aufarbeitung der NS-Zeit in der Region Melk bemüht. 
 
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