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Im August 1944 wurde in der Lastwagenfabrik Saurerwerke in Wien-Simmering, in der seit Kriegsbeginn Militärfahrzeuge hergestellt wurden, ein Außenlager des KZ Mauthausen eingerichtet.
Im August 1944 wurde in der Lastwagenfabrik Saurerwerke in Wien-Simmering, in der seit Kriegsbeginn Militärfahrzeuge hergestellt wurden, ein Außenlager des KZ Mauthausen eingerichtet. Zum Zeitpunkt der Auflösung am 2. April 1945 waren 1.466 Häftlinge eingesetzt, von denen 1.276  in drei Kolonnen auf den Evakuierungsmarsch geschickt wurden (marschunfähige wurden im Lager zurückgelassen).
Die drei Kolonnen marschierten bewacht von SS-Männern auf  Nebenstraßen entlang der Westbahnstrecke über Purkersdorf und St. Pölten und von dort über Mank, Scheibbs, Randegg und Seitenstetten nach Steyr. Am 23. April erreichten 1.076  Häftlinge das Außenlager Steyr-Münichholz, rund 200 gelang während des Marsches die Flucht oder sie wurden ermordet, zwei Häftlinge ließ die SS lebend zurück. Von Steyr wurden die Häftlinge schließlich ins Lager Gusen überstellt.

Mord am Bauernhof der Familie Will
Die von SS-Oberscharführer Karl Kleine angeführte 3. Kolonne übernachtete an einem Tag im April am Bauernhof der Familie Will in Dorna in der Gemeinde Mank. Alois Will war damals vier Jahre alt, anwesend waren außerdem zwei seiner älteren Geschwister sowie seine Mutter und Großmutter. Alois Will erinnert sich daran, dass die ausgemergelten und hungrigen Häftlinge Sträflingskleidung trugen und in der Scheune eingesperrt wurden. Während der Nacht konnten 20–25 Häftlinge fliehen, nachdem sie Holzplanken aus der Wand gerissen hatten. Drei Häftlinge versteckten sich im Bauernhaus: In einem Zwischenboden, in der Mehltruhe sowie im Kamin. Der im Kamin versteckte Häftling wurde durch Rauchgase bewusstlos und wurde von Kleine durch Schläge aufgeweckt, um gemeinsam mit den beiden anderen zur Exekution geführt zu werden.
SS-Männer schossen den drei Häftlingen in den Rücken und vollendeten die Tötung durch Pistolenschüsse in den Kopf. Die Opfer wurden an Ort und Stelle zurückgelassen und der Todesmarsch wurde fortgesetzt. Bis zur Ankunft in Steyr wurde eine unbekannte Zahl von weiteren Häftlingen an verschiedenen Orten ermordet, so etwa auch in Randegg.
Einige Tage nach der Erschießung in Dorna verscharrte ein Gemeindearbeiter mit Hilfe von Kriegsgefangenen die Opfer am Bauernhof. Die Familie Will stellte an diesem Ort ein Holzkreuz auf.

Erinnerung nach dem Krieg
1952 fand eine Umbettung der Opfer von Dorna gemeinsam mit acht weiteren ermordeten KZ-Häftlingen aus der Umgebung auf den Manker Friedhof statt. Aus den Akten der Kriegsgräberfürsorge geht hervor, dass die KZ-Häftlinge neben mehreren in den letzten Kriegstagen gefallenen Wehrmachtssoldaten begraben wurden. Die Gemeinde wurde von der Bezirkshauptmannschaft aufgefordert, dieses Grab "dauernd und in würdiger Weise" instandzuhalten. Bei der weiteren Ausgestaltung der Kriegsgräber wurde aber anscheinend darauf vergessen: In den 1960er-Jahren wurde ein Steinmetzbetrieb beauftragt, anstelle der einfachen Holzkreuze ein "Kriegergrab" mitsamt eisernem Kreuz zu errichten. Bei der festlichen Einweihung 1968, bei der "starke Abordnungen des Kameradschaftsbundes" anwesend waren, war nur mehr von den "Kriegsgräbern ehemaliger deutscher Wehrmachtsangehöriger" die Rede. Die KZ-Opfer waren vergessen. 1980 wurden durch das österreichische schwarze Kreuz 15 Umbettungen auf den Friedhof Oberwölbing, einen großen Soldatenfriedhof im Dunkelsteiner Wald, vorgenommen. Es ist unklar, ob die sterblichen Überreste der Opfer des Massakers von Dorna dabei ebenfalls exhumiert wurden. Kein Gedenkstein markiert ihre letzte Ruhestätte.

Privates Engagement für ein Mahnmal
Am Tatort, dem Bauernhof der Familie Will, hat Alois Will Erinnerungsarbeit geleistet. Im Rahmen einer Pilgerreise nach Israel 2009 besuchte er die Gedenkstätte Yad Vashem und beschloss, daran zu erinnern, welche Verbrechen in seiner Heimat begangen wurden. Unterstützt von Materialspenden von örtlichen Unternehmen und gemeinsam mit Schülern der Polytechnischen Schule Mank errichtete er 2010 ein Mahnmal auf seinem Hof. Zur Einweihung im Juni 2010 besuchten 200 Gäste, darunter der Generalsekretär der Israelitischen Kultusgemeinde, den Ort des Verbrechens. Seitdem finden regelmäßig Gedenkfeiern in Mank statt.
 
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