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„Erlauf erinnert sich ... 2

 
Monumente, Gegenmonumente und Nation", 2002
Eine temporäre Ausstellung im öffentlichen Raum von Erlauf anlässlich des Gedenkens des Sieges über Faschismus und dessen Opfer.


9.5. – 27.10.2002

KünstlerInnen:
Alice Creischer, Sanja Ivekovic, Werner Kaligofsky, Dorit Margreiter, Roman Ondák, Harutyun Simonyan

Kuratorin: Hedwig Saxenhuber

Die Ausstellung "Erlauf erinnert sich... (2) – Monumente, Gegenmonumente und Nation" nahm Bezug auf die beiden 1995 in Erlauf installierten Denkmäler, auf den Ort selbst sowie auf die Zeit des Zweiten Weltkriegs und auf die Shoa.

„Erlauf ist ein kleiner Ort im niederösterreichischen Mostviertel. Ein unspektakulärer Ort, geplagt durch die Streckenführung der Bundesstraße 1, die direkt durch das Ortszentrum führt. Für manche ältere Menschen, die tagsüber auf einer der beiden Bänke an der B1 sitzen und den Vorbeifahrenden zusehen ist das auch eine willkommene Abwechslung in der Alltagsroutine. Der einzige Nahversorger, der dem Strukturwandel getrotzt hat und im Ort blieb, ist eine Fleischhauerei. Die feine Bäckerei mit einem kleinen Lebensmittelgeschäft hat Ende 2000, kurz nach der ersten Ausstellung „Erlauf erinnert sich ...“, zugesperrt –das Aus für das Mitbringsel aus Erlauf, das köstliche kastenförmige Toastbrot. Auch zwei Gasthäuser sind geblieben und verbreiten Dorfleben-Atmosphäre – das Traditionsgasthaus für Donaufische wurde mittlerweile in ein Mostviertler Schmankerlwirtshaus umgewandelt, und das andere, das mit griechischer Küche wirbt, ist das bodenständigere, in dem sich vorwiegend die Erlaufer Bevölkerung versammelt. Es liegt am Marktplatz, der für den Zeitraum der Ausstellung von Werner Kaligofsky in „Josef-Munk-Platz“ umbenannt wurde, was nicht bei allen Leuten der „Friedensgemeinde“ einhellige Zustimmung fand.
Die etwa 1200 Einwohner zählende Gemeinde im Bezirk Melk verdankt diesen Zunamen einem aus Erlauf stammenden Emigranten. Der Architekt und Clemens-Holzmeister-Schüler Ernst Brod brachte die Erinnerung an den historischen Handschlag eines amerikanischen und eines sowjetischen Generals anlässlich der bedingungslosen Kapitulation Nazi-Deutschlands am 8. Mai 1945 in Erlauf zurück in den Ort. Die Fakten fand er in einer Bibliothek in Berkekey, als er auf der Suche nach Lesestoff war.
Zwei formal sehr unterschiedliche Skulpturen stehen im Zentrum des Marktplatzes, bilden es eigentlich: Umlegt von Steinplatten mit eingemeißelten Aphorismen zu Krieg und umgeben von einer weiß blühenden Blumen- und Sträucherlandschaft, steht dort eine abstrakte weiße Granitstele, die in der Nacht einen kräftigen Lichtstrahl in den Himmel sendet, und gegenüber befindet sich eine bronzene Figurengruppe: zwei bedeutende Männer und ein namenloses Mädchen. Zur 50-Jahr-Gedenkfeier an die Opfer des Nationalsozialismus und des oben erwähnten Ereignisses konnte die in New York lebende Künstlerin Jenny Holzer gewonnen werden, ersteres Mahnmal für Erlauf zu entwerfen. Der sowjetische Künstler Oleg Komov schuf die Skulpturengruppe aus Bronze in sozialistisch-realistischer Tradition, die als Geschenk von der Sowjetunion, der ehemaligen Besatzungsmacht dieses Gebiets überreicht wurde.“

Hedwig Saxenhuber, „Erlauf erinnert sich (2)“ - Eine Ausstellung im öffentlichen Raum von Erlauf : Kraft des Erinnerns, Macht des Vergessens“, in: Öffentliche Kunst, Kunst im öffentlichen Raum Niederösterreich, Bd. 7, Wien 2004, S. 47 – 57.

Weitere Literatur:
Hedwig Saxenhuber (Hg.), Erlauf Erinnert sich ..., Frankfurt am Main, 2004.